Nüsslers Kiez-Kolumne
KochKiez-Kolumne von Prof. Dr. Volkmar Nüssler
Der Zuckerkonsum ist höher als man denkt
Auch wer kein Haushaltszucker in der Küche hat, wird in der Regel dennoch mehr Zucker konsumieren als die empfohlene Höchstmenge von 25g laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Weshalb ist das so? Der Grund ist der „versteckte“ Zucker. Nahezu in jedem industriell gefertigten Lebensmittel ist Zucker enthalten, aber schwer erkennbar, eben versteckt.

Deshalb gilt, frisches naturbelassenes Obst und Gemüse, wenn möglich regional und reif, sind zu bevorzugen! Sonnengereiftes und damit „automatisch“ saisonales Obst ist insbesondere unter Beachtung des ökologischen Fußabdruckes, nur aus regionalem Anbau möglich und in seiner Qualität nicht mehr zu toppen!
Der eigentlich nach Gesundheit klingende Fruchtzucker (Fruktose) ist allgegenwärtig. Er steckt nicht nur in den typischen Softdrinks, den Limonaden, sondern auch in Sportgetränken und Energy-Drinks. Diese sind sehr oft mit Maissirup gesüßt, der 55 Prozent Fruktose enthält. Vor diesem Hintergrund sollte jedem klar geworden sein, dass der Haushaltszucker, aber vor allem die gesüßten Getränke, Lebensmittel sind, mit denen man sehr besonnen umgehen sollte.

Weshalb Zucker so weit wie möglich im Alltag zu reduzieren ist
Seit den 1980er Jahren geht der zunehmende Konsum zuckergesüßter Getränke mit einer weltweiten Adipositas-Epidemie einher. Von Adipositas spricht man, wenn der Body-Mass-Index (BMI) größer als 30 ist.
Die Berechnung des BMI => Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat.
Durch langjährige Adipositas steigt das Risiko für Herzkreislauf- und für Krebserkrankungen im Verdauungstrakt, aber auch für Krebs in den Bereichen Mund, Rachen, Kehlkopf, Dickdarm und Speisröhre, Bauspeicheldrüse, Gallenblase, Brust, Leber, Eierstock, Prostata oder Niere. Diabetes mellitus Typ II gehört bekanntermaßen auch zu den Risiken. Seit 1975 hat sich die Adipositas weltweit verdreifacht. An dieser Stelle sei erinnert: Aus übergewichtigen Kindern werden häufig übergewichtige Erwachsene! Denn wenn ich die Möglichkeit habe, ein Risiko deutlich zu reduzieren, sollte ich es auch tun! Und Übergewicht ist ein eindeutiger Risikofaktor. Man sollte nicht den BMI von 30 abwarten, sondern schon bei einem über Monate anhaltenden BMI von 26 (der anzustrebende Normalwert liegt bei 25) seine Ernährungsgewohnheiten überprüfen. Das Risiko, einen Tumor zu bekommen, steigt nämlich mit jedem BMI-Punkt!
Smoothies können wahre Zuckerbomben sein
Das WIE macht bei der Aufnahme der Lebensmittel einen entscheidenden Unterschied.
Ein Apfel als Smoothie oder Saft getrunken ist eine wahre Zuckerbombe! Im Ganzen gegessen dauert es eine ganze Weile bis der Apfel verspeist ist.
Es kommt auf die unterschiedliche Aufnahme des Apfels an. Langsam und bewusst gekaut gibt es dem Körper genügend Zeit, allerlei Mechanismen in Gang zu bringen. Die Zunge schmeckt den Nährstoffgehalt und leitet ihn an das Gehirn weiter, der Magen bekommt die Anweisung, die Produktion von Magensäure hochzufahren, die Sättigungshormone stehen bereits in den Startlöchern … es laufen viele kleine Stoffwechselprozesse ab, bis der Apfel verspeist ist und im Magen landet, wo er von Sensoren, die die Magendehnung registrieren und somit ebenfalls den Grad der Sättigung feststellen, erfasst wird. Das sorgt auch für ein langsamen und somit für unseren Körper gesünderen Anstieg des Blutzuckerspiegels.
Was passiert hingegen bei der Aufnahme von Smoothies – unabhängig davon, ob an der Saftbar erworben oder selbst gemacht?
Genau das Gegenteil, d. h. kommt der Apfel in flüssiger Form in uns hinein, wird getrunken, so bleibt dem Körper wenig Zeit, zu registrieren, was er da gerade aufgenommen hat. Das Resultat: ein enormer Anstieg des Blutzuckerspiegels und das bleibende Gefühl des Hungers.
