KochKiez im Gespräch:
3 Fragen an Volkmar Nüssler
Was ist das Wichtigste für ein gesundes Mikrobiom, was kann man selbst dazu beitragen?
Schon sehr früh können wir den Grundstein für ein gesundes Mikrobiom legen. Neugeborenen und Kindern sollte keine extrem saubere Umgebung, in der sie kaum mit Keimen in Berührung kommen, angeboten werden. Das kann dazu führen, dass sich das Immunsystem nicht optimal entwickeln kann und der Grundstein für das Auftreten von chronischen Entzündungen gelegt wird. Erste Hinweise dafür sind Verstopfung, Übergewicht oder Stoffwechselstörungen.
Kinder und Erwachsene sollten eine vielfältige Kost, die aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüssen besteht, täglich zu sich nehmen. Wenig rotes Fleisch und wenn ja, dann bitte nur aus artgerechter Tierhaltung. Der „Sonntagsbraten“ sollte idealerweise den wöchentlichen Fleischbedarf decken!
Wichtig ist auch in Ruhe zu Essen und ausreichend die Nahrung zu kauen. Laptop und Fernseher sollten das Essen nicht begleiten! Insbesondere Nachts sollte kein Essen mehr zu sich genommen werden.
Desweiteren sind fermentierte Milchprodukte, wie Joghurt oder Kefir, sehr wertvolle Nahrungsmittel für unsere Darmflora. Ungesättigte Fettsäuren, wie die Omega-3-Fettsäuren sind zu bevorzugen. Man sollte, wo es nur geht auf ein Übermaß an Zucker, Zuckeralkoholen und künstlichen Süßstoffen sowie Alkohol verzichten. Antibiotika sollte nur dann genommen werden, wenn vom Arzt verordnet!
Warum ist Fermentieren so gesund?
Bei der Fermentation werden nicht nur organische Substanzen abgebaut, es entstehen vielmehr probiotische Lebensmittel, die den Aufbau einer gesunden Darmflora begünstigen und somit direkte Auswirkungen auf ein gut funktionierendes Immunsystem haben. Die Fermentation erleichtert es unserem Körper komplexe Kohlenhydrate und Proteine zu verdauen. So können Personen, die Rohkost nicht vertragen, fermentiertes Obst und Gemüse oft ohne Probleme zu sich nehmen. Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen fermentierte Milchprodukte wie Käse sehr viel besser, da die Laktose während der Fermentation verstoffwechselt wird. Als Nebeneffekt der Fermentation werden Vitamine und Antioxidantien wie Biotin, Folsäure und Vitamin B12 produziert.
Nicht zu vergessen: Ein regelmäßiger Verzehr von fermentierten Nahrungsmitteln führt zu einer größeren Vielfalt unseres Mikrobioms und der Reduktion von Entzündungsmarkern im Darm.
Versuchen Sie es selbst. In meinem Buch sind auf S. 145 Rezepte zum Ausprobieren zu finden.
Haben Sie ein Lieblingskochbuch sowie ein Lieblingsgericht?
Die Kochbücher von Yotam Ottolenghi sind für mich eine große Bereicherung geworden. Da ich vorwiegend vegetarisch koche, sind seine Rezeptideen – insbesondere auch die angebotene Gewürzvielfalt – der Renner in unserer privaten als auch kleinen Betriebsküche! Mein Lieblingsgericht ist Wildgulasch mit Selleriepüree.
Neu im KochKiez
Am Montag, den 09.01.2023, wurde das neue Buch von Prof. Dr. med. Volkmar Nüssler veröffentlicht.
Das Buch findest Du in unserem Shop:
Über den Autor Volkmar Nüssler
Prof. Dr. med. Volkmar Nüssler ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Sein Medizinstudium hat er in seinem Geburtsort begonnen und in München abgeschlossen.
Er ist Arzt für Krebserkrankungen und war von 1998 bis 2022 Geschäftsführender Koordinator des Tumorzentrums München (TZM). In dieser Funktion initiierte er bereits 2010 die Gründung einer psychosozialen Beratungsstelle für Krebspatientinnen und -patienten sowie ihre Angehörigen im TZM. Die Aktivitäten der TZM-Projektgruppe “Ernährung und Krebs”, in der ärztliche und andere Ernährungsexpertinnen und -experten eng zusammenarbeiten, gehen ebenso auf seine Initiative zurück wie die Einrichtung einer entsprechenden Beratungsstelle.
Nicht zuletzt diese Engagements haben ihn davon überzeugt, dass eine vollwertige Ernährung, genauer: das Kochen mit nachhaltig erzeugten Lebensmitteln und eine gemeinschaftsfördernde Esskultur, wichtige Bausteine für einen gesunden Lebensstil darstellen. In diesem Sinne vollwertige Ernährung kann auch Krebserkrankungen vorbeugen. Nüssler ist außerdem Mitbegründer des Vereins Food & Health, der sich für eine Verbesserung der Essensqualität in Gemeinschaftsküchen einsetzt. In Blogbeiträgen, bei Veranstaltungen für Patientinnen und Patienten und in der von ihm entwickelten Koch-App “Health Food” ist er regelmäßig engagiert.
